Sonntag, 4. Mai 2014

Wenn vorher jemand gesagt hätte...



Nach langem Warten war es endlich soweit und die erste gemeinsame Session mit meinem Kumpel Michi rückte näher. Mittlerweile war es Ende April, die Temperaturen in den Nächten wanderten knapp an die 10°-Grenze und tagsüber bekam man schneller einen Sonnenbrand als man schauen konnte. Drei Tage sollte es raus, an ein uns bislang unbekanntes Gewässer gehen. Hierfür entschieden wir uns für einen ca. 7 ha großen Baggersee. Dieser war gut 20 Jahre nicht befischt worden und beinhaltet somit einen unbekannten Bestand an Fischen. „Future-Baits“-Inhaber Christian Voit und sein Freund Manuel Helgest hatten sich im letzten Herbst dazu entschieden den „Future-Baits Lake“ zu pachten. Vor unserem Eintreffen war der See nie bei einer Wassertemperatur von über 10° Grad beangelt worden. Bis auf wenige Karpfen, aber dafür einer stattlichen Anzahl an Hechten über 80cm war die Fischausbeute bislang überschaubar.
Und genau das sollte unser Gewässer für eine dreitägige Session werden. Der Wettergott war auf unserer Seite und pünktlich zu Beginn des Trips stiegen die Außentemperaturen auf 20° Grad an. Die Bedingungen waren somit schon mal keine Entschuldigung, falls wir keinen Fisch auf die Matte legen sollten.
Am See angekommen machten wir uns an die Spotsuche. Die unglaublich vielfältige Struktur ließ uns hier keine Wünsche offen, so dass Echolot und Klopfblei einiges zu tun hatten.
Michi entschied sich jeweils eine Rute an einer abfallenden Kante auf 2,4m und auf einer Sandbank auf 0,9m abzulegen. Ich legte meine Spots an einem kleinen Plateau auf 1,8m und 2,6m an.
Da wir wussten, dass die letzten Tage weder Fische gefangen, noch gesichtet wurden, wollten wir flexibel bleiben und verschiedene Tiefen befischen.
Die Futtermenge hielten wir überschaubar und beschränkten uns hauptsächlich auf einen Pellets/Partikel-Mix mit einigen wenigen Boilies.

Der erste Tag verlief absolut ruhig und die Bissanzeiger blieben still.  In den Abendstunden machten uns allerdings dann ein paar aufgehenden Fische auf Michi`s Sandbankspot Hoffnung.
Nach der Sonne kam dann der Regen und ein kurzes Gewitter ließ die Nacht teilweise zum Tag werden. Vielleicht das entscheidende Pünktchen auf dem „i“, für eine erfolgreiche erste Nacht?!
Mit einem guten Gefühl begaben wir uns in die Schlafsäcke als gegen 01:00 Uhr tatsächlich Michi`s Sounderbox das erste Mal Alarm gab. Nach kurzem Drill konnte er einen kleinen aber feinen 12 Pfund Schuppi landen.
Trotz immer noch andauernden Regen brachte er die Rute erneut auf der flachen Sandbank aus. Und das machte sich gegen 04:15 Uhr bezahlt. Zwei kurze Pieper weckten uns aus dem Schlaf. Doch wo blieb der erwartete Run? Lediglich der Swinger konnte sich nicht entscheiden, ob er steigen oder fallen sollte. Grund genug um die Rute aufzunehmen. Der Fisch hing und ließ sich ohne großer Gegenwehr ans Ufer pumpen. So war er schnell im Kescher und die Freude über den offensichtlich besseren Fisch der Session war groß. Vom Weg im Keschernetz in die Abhakmatte war dann klar… das ist definitiv ein „Big-Fish“! Unglaubliche 46 Pfund zeigte die Waage an, was Michi gleichzeitig einen neuen PB brachte. Die Freude war riesig und so wirklich glauben konnten wir es bis in die Morgenstunden nicht. An Schlaf war nicht mehr zu denken.
Der nächste Tag verlief wieder ohne besondere Vorkommnisse. Zumindest bei uns….
Teamkollege Didi versuchte sich nämlich die Tage über ebenfalls am See. Während einem kurzen Plausch meldete sich gegen 09:00 Uhr sein Bissanzeiger, bestückt mit einem Granade No.1. Es war wie schon bei uns die relativ flach abgelegte Rute. Nach einigen kämpferischen Fluchten konnte er einen ebenfalls schon im Wasser wuchtigen Spiegler ins Netz befördern. Bei der Anzeige der Waage blieb uns fast die Spucke weg. Der Fisch brachte 44 Pfund auf die Matte….zwei Fische über der 20+kg-Marke in nur wenigen Stunden an zwei unterschiedlichen Plätzen! Die Session war bereits jetzt schon ein voller Erfolg und der Reiz des bislang unbekannten Altbestandes des Gewässers stieg weiter.
Michi`s "Big One"
Der Rest vom Tag verlief dann allerdings wirklich wieder ruhig. Trotz ehrlicher Freude über die beiden Fische der anderen wünschte ich mir doch auch mal etwas von meinen Carpsoundern zu hören. Uns blieb noch eine Nacht und die sollte voll genutzt werden. Also Ruten raus und ebenfalls auf die in der Vornacht erfolgreichen Sandbank abgelegt. Einige Pellets darüber und das Warten began.
Ohne Mampf kein Kampf
Mitten in der Nacht lief dann erneut eine von Michi`s Ruten ab und ein kleiner Spiegler kam zum Vorschein. Wieder in den Schlafsäcken verkrochen war es gegen 03:00 Uhr wiedermal die Sandbankrute von Michi, die uns aus dem Schlaf riss. Ein schöner 28-pfündiger Schuppenkarpfen ließ sich zum Landgang überreden. Er konnte den Fakemaiskörnern im Scopex-Geschmack einfach nicht widerstehen.
Anschließend schliefen wir noch kurz um den letzten Sonnenaufgang der Session zu genießen. Und wenn ich von Genuss spreche, dann meine ich hier nicht nur meinen Schoko-Cappuccino….nein…ich meine damit auch den plötzlich ertönenden Dauerton meines Bissanzeigers. Kein kurzes Zupfen oder ein einzelner Pieper….Vollgasrun würd ich`s mal bezeichnen. Rute aufgenommen, kurzer Kontakt zum Fisch und dann nix. Der Fisch hängt fest. Mit dem Boot schnell in Richtung unbekanntes Gegenüber gerudert, musste ich feststellen, dass sich die Schnur an der Stabboje verwickelt hatte. Gottseidank konnte ich diese schnell lösen und der Drill begann. Wenige Minuten später hatte auch ich den Blank vermieden und fuhr mit einem breiten Grinsen im Gesicht ans Ufer zurück. Dort konnte ich mein Glück kaum fassen. Der dicke Spiegler wog 44 Pfund, was auch für mich einen neuen PB bedeutete.

Endlich....
In der Folge bekamen wir keinen Lauf mehr, was die Stimmung in keinster Weise trübte. Die Session war ein voller Erfolg gewesen und der Future-Baits Lake wird auch mit Sicherheit ein erneutes Ziel für weitere Angeltrips.
Wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass wir zu dritt am See verteilt insgesamt drei Fische fangen und jeder davon über 20 kg haben wird, hätte ich ihn wohl nur abwertend belächelt. Doch das waren nun die Fakten!
Doch eine Tatsache bleibt noch aus: Als ich wieder zuhause angekommen war und mir nochmals die Fangbilder zu Gemüte führte, fiel mir erneut die große Ähnlichkeit von Michi`s und meinem Spiegler auf. Es war uns während der Session nicht wirklich bewusst und wahrscheinlich auch der großen Euphorie anzurechnen, aber wir hatten wirklich den gleichen Fisch gefangen. Ein Vergleich unterschiedlichster Bilder und Merkmale des Fisches ließen keinen Zweifel offen. Verwunderlich ist hier die Gewichtsabnahme des Fisches innerhalb von 28 Stunden um knapp zwei Pfund. Fehlerhaftes Wiegen oder fehlendes Ablaufen des Wassers aus der Wiegeschlinge können wir jedenfalls ausschließen. Vielleicht kann es auch ganz gut sein, dass ein Fisch von dieser Größe in der besagten Zeit dieses Gewicht verlieren kann. Aber ehrlich gesagt ist es mir auch ziemlich egal! Wir konnten beide einen traumhaften, ja sogar den schwersten überhaupt im See bekannten Fisch fangen. Und das in so kurzer Zeit mit verschiedenen Ködern zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Lediglich der Spot war derselbe. Allein das wird die Session für uns unvergesslich machen!
Natürlich hätte ich jetzt auch von drei unterschiedlichen 40-Pfündern berichten können, welche jedem von uns seinen PB bescherten. Doch wäre diese Geschichte nicht dieselbe, die ich eigentlich hätte erzählen wollen. Es sind doch genau solche Geschichten und die unser Hobby so spannend und abwechslungsreich machen.

In diesem Sinne allen viel Spaß und Erfolg am Wasser!

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