Nach langem Warten war es endlich soweit und die erste
gemeinsame Session mit meinem Kumpel Michi rückte näher. Mittlerweile war es
Ende April, die Temperaturen in den Nächten wanderten knapp an die 10°-Grenze
und tagsüber bekam man schneller einen Sonnenbrand als man schauen konnte. Drei
Tage sollte es raus, an ein uns bislang unbekanntes Gewässer gehen. Hierfür
entschieden wir uns für einen ca. 7 ha großen Baggersee. Dieser war gut 20
Jahre nicht befischt worden und beinhaltet somit einen unbekannten Bestand an
Fischen. „Future-Baits“-Inhaber Christian Voit und sein Freund Manuel Helgest
hatten sich im letzten Herbst dazu entschieden den „Future-Baits Lake“ zu
pachten. Vor unserem Eintreffen war der See nie bei einer Wassertemperatur von über
10° Grad beangelt worden. Bis auf wenige Karpfen, aber dafür einer stattlichen
Anzahl an Hechten über 80cm war die Fischausbeute bislang überschaubar.
Und genau das sollte unser Gewässer für eine dreitägige
Session werden. Der Wettergott war auf unserer Seite und pünktlich zu Beginn
des Trips stiegen die Außentemperaturen auf 20° Grad an. Die Bedingungen waren
somit schon mal keine Entschuldigung, falls wir keinen Fisch auf die Matte
legen sollten.
Am See angekommen machten wir uns an die Spotsuche. Die
unglaublich vielfältige Struktur ließ uns hier keine Wünsche offen, so dass
Echolot und Klopfblei einiges zu tun hatten.
Michi entschied sich jeweils eine Rute an einer abfallenden
Kante auf 2,4m und auf einer Sandbank auf 0,9m abzulegen. Ich legte meine Spots
an einem kleinen Plateau auf 1,8m und 2,6m an.
Da wir wussten, dass die letzten Tage weder Fische gefangen,
noch gesichtet wurden, wollten wir flexibel bleiben und verschiedene Tiefen
befischen.
Die Futtermenge hielten wir überschaubar und beschränkten
uns hauptsächlich auf einen Pellets/Partikel-Mix mit einigen wenigen Boilies.
Der erste Tag verlief absolut ruhig und die Bissanzeiger
blieben still. In den Abendstunden
machten uns allerdings dann ein paar aufgehenden Fische auf Michi`s
Sandbankspot Hoffnung.
Nach der Sonne kam dann der Regen und ein kurzes Gewitter
ließ die Nacht teilweise zum Tag werden. Vielleicht das entscheidende Pünktchen
auf dem „i“, für eine erfolgreiche erste Nacht?!
Mit einem guten Gefühl begaben wir uns in die Schlafsäcke
als gegen 01:00 Uhr tatsächlich Michi`s Sounderbox das erste Mal Alarm gab.
Nach kurzem Drill konnte er einen kleinen aber feinen 12 Pfund Schuppi landen.
Trotz immer noch andauernden Regen brachte er die Rute
erneut auf der flachen Sandbank aus. Und das machte sich gegen 04:15 Uhr
bezahlt. Zwei kurze Pieper weckten uns aus dem Schlaf. Doch wo blieb der
erwartete Run? Lediglich der Swinger konnte sich nicht entscheiden, ob er
steigen oder fallen sollte. Grund genug um die Rute aufzunehmen. Der Fisch hing
und ließ sich ohne großer Gegenwehr ans Ufer pumpen. So war er schnell im
Kescher und die Freude über den offensichtlich besseren Fisch der Session war
groß. Vom Weg im Keschernetz in die Abhakmatte war dann klar… das ist definitiv
ein „Big-Fish“! Unglaubliche 46 Pfund zeigte die Waage an, was Michi
gleichzeitig einen neuen PB brachte. Die Freude war riesig und so wirklich
glauben konnten wir es bis in die Morgenstunden nicht. An Schlaf war nicht mehr
zu denken.
Der nächste Tag verlief wieder ohne besondere Vorkommnisse.
Zumindest bei uns….
Teamkollege Didi versuchte sich nämlich die Tage über
ebenfalls am See. Während einem kurzen Plausch meldete sich gegen 09:00 Uhr
sein Bissanzeiger, bestückt mit einem Granade No.1. Es war wie schon bei uns
die relativ flach abgelegte Rute. Nach einigen kämpferischen Fluchten konnte er
einen ebenfalls schon im Wasser wuchtigen Spiegler ins Netz befördern. Bei der
Anzeige der Waage blieb uns fast die Spucke weg. Der Fisch brachte 44 Pfund auf
die Matte….zwei Fische über der 20+kg-Marke in nur wenigen Stunden an zwei
unterschiedlichen Plätzen! Die Session war bereits jetzt schon ein voller
Erfolg und der Reiz des bislang unbekannten Altbestandes des Gewässers stieg
weiter.
Michi`s "Big One" |
Der Rest vom Tag verlief dann allerdings wirklich wieder
ruhig. Trotz ehrlicher Freude über die beiden Fische der anderen wünschte ich
mir doch auch mal etwas von meinen Carpsoundern zu hören. Uns blieb noch eine
Nacht und die sollte voll genutzt werden. Also Ruten raus und ebenfalls auf die
in der Vornacht erfolgreichen Sandbank abgelegt. Einige Pellets darüber und das
Warten began.
Ohne Mampf kein Kampf |
Mitten in der Nacht lief dann erneut eine von Michi`s Ruten
ab und ein kleiner Spiegler kam zum Vorschein. Wieder in den Schlafsäcken
verkrochen war es gegen 03:00 Uhr wiedermal die Sandbankrute von Michi, die uns
aus dem Schlaf riss. Ein schöner 28-pfündiger Schuppenkarpfen ließ sich zum
Landgang überreden. Er konnte den Fakemaiskörnern im Scopex-Geschmack einfach
nicht widerstehen.
Anschließend schliefen wir noch kurz um den letzten Sonnenaufgang
der Session zu genießen. Und wenn ich von Genuss spreche, dann meine ich hier
nicht nur meinen Schoko-Cappuccino….nein…ich meine damit auch den plötzlich
ertönenden Dauerton meines Bissanzeigers. Kein kurzes Zupfen oder ein einzelner
Pieper….Vollgasrun würd ich`s mal bezeichnen. Rute aufgenommen, kurzer Kontakt
zum Fisch und dann nix. Der Fisch hängt fest. Mit dem Boot schnell in Richtung
unbekanntes Gegenüber gerudert, musste ich feststellen, dass sich die Schnur an
der Stabboje verwickelt hatte. Gottseidank konnte ich diese schnell lösen und
der Drill begann. Wenige Minuten später hatte auch ich den Blank vermieden und
fuhr mit einem breiten Grinsen im Gesicht ans Ufer zurück. Dort konnte ich mein
Glück kaum fassen. Der dicke Spiegler wog 44 Pfund, was auch für mich einen
neuen PB bedeutete.
Endlich.... |
In der Folge bekamen wir keinen Lauf mehr, was die Stimmung
in keinster Weise trübte. Die Session war ein voller Erfolg gewesen und der
Future-Baits Lake wird auch mit Sicherheit ein erneutes Ziel für weitere Angeltrips.
Wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass wir zu dritt am
See verteilt insgesamt drei Fische fangen und jeder davon über 20 kg haben
wird, hätte ich ihn wohl nur abwertend belächelt. Doch das waren nun die
Fakten!
Doch eine Tatsache bleibt noch aus: Als ich wieder zuhause
angekommen war und mir nochmals die Fangbilder zu Gemüte führte, fiel mir
erneut die große Ähnlichkeit von Michi`s und meinem Spiegler auf. Es war uns
während der Session nicht wirklich bewusst und wahrscheinlich auch der großen
Euphorie anzurechnen, aber wir hatten wirklich den gleichen Fisch gefangen. Ein
Vergleich unterschiedlichster Bilder und Merkmale des Fisches ließen keinen
Zweifel offen. Verwunderlich ist hier die Gewichtsabnahme des Fisches innerhalb
von 28 Stunden um knapp zwei Pfund. Fehlerhaftes Wiegen oder fehlendes Ablaufen
des Wassers aus der Wiegeschlinge können wir jedenfalls ausschließen.
Vielleicht kann es auch ganz gut sein, dass ein Fisch von dieser Größe in der
besagten Zeit dieses Gewicht verlieren kann. Aber ehrlich gesagt ist es mir
auch ziemlich egal! Wir konnten beide einen traumhaften, ja sogar den
schwersten überhaupt im See bekannten Fisch fangen. Und das in so kurzer Zeit
mit verschiedenen Ködern zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Lediglich der Spot war
derselbe. Allein das wird die Session für uns unvergesslich machen!
Natürlich hätte ich jetzt auch von drei unterschiedlichen
40-Pfündern berichten können, welche jedem von uns seinen PB bescherten. Doch
wäre diese Geschichte nicht dieselbe, die ich eigentlich hätte erzählen wollen.
Es sind doch genau solche Geschichten und die unser Hobby so spannend und
abwechslungsreich machen.
In diesem Sinne allen viel Spaß und Erfolg am Wasser!
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